Überprüfung der Daten

Die erhobenen Daten durchliefen ein mehrstufiges, minutiöses Kontrollverfahren. Damit und durch den intensiven, zeitnahen Austausch mit den Ornithologinnen und Ornithologen konnten wir generell eine hohe Qualität und eine besonders sorgfältige Überprüfung der Vorkommen an den Verbreitungsrändern sicherstellen.

Der Atlas 2013–2016 basiert im Wesentlichen auf zwei Datentypen: Kartierungen in den Kilometerquadraten sowie Einzelmeldungen (inkl. vollständige Beobachtungslisten, Erhebungen in Kolonien etc.). Einzelmeldungen betrafen Nachweise, die von über 3000 Beobachterinnen und Beobachtern auf www.ornitho.ch gemeldet wurden. Solche Meldungen konnten nicht nur Beobachter machen, die bei der Vogelwarte als freiwillige Mitarbeitende eingeschrieben waren (Ornithologischer Informationsdienst ID), also über eine grössere Erfahrung verfügen sowie in der Regel regelmässig und gemäss gewissen Vorgaben Meldungen erfassen. Meldungen wurden auch von reinen Ornitho.ch-Usern akzeptiert; deren Bestimmungskenntnisse variieren im Allgemeinen stärker und viele von ihnen melden nicht regelmässig. Damit die auf www.ornitho.ch abrufbaren Verbreitungskarten auf Stufe Atlasquadrat jederzeit möglichst fehlerfrei waren, mussten alle Daten regelmässig kontrolliert werden. Eine erste Kontrolle wurde durch die sogenannten Autofilter vollzogen, die Ausreisser z.B. bei der Höhenverbreitung oder beim jahreszeitlichen Auftreten entdecken und die Beobachter zu einer Bestätigung zwingen. Eine zweite Kontrolle erfolgte durch die rund zwei Dutzend Regionalkoordinatoren von www.ornitho.ch. Sie sehen vorab die in ihren Regionen eingegangenen Nachweise durch und fragen bei ungewöhnlichen Beobachtungen nach. In einem dritten Schritt erfolgten die nachfolgend beschriebenen Kontrollen durch das Atlasteam.

Alle Brutzeitnachweise einer Art wurden kontrolliert, insbesondere Meldungen in Atlasquadraten (10 × 10 km), die im Vergleich zu 1993–1996 neu besetzt waren oder für die nur eine oder zwei Meldungen vorlagen. Genauer angeschaut wurden auch Nachweise am Rand des geschlossenen Verbreitungsgebiets. Das Beispiel des Trauerschnäppers illustriert die Wirkung der erweiterten Kriterien. Diese wurden eingeführt, wenn die artspezifischen Aufnahmekriterien nicht ausreichten, um spät auftretende Durchzügler möglichst auszuschliessen. Ohne diese erweiterten Kriterien wären etliche Atlasquadrate im Alpenraum als besetzt ausgewiesen worden, obwohl dort noch nie Brutverdacht bestand.

Kontrolle der Einzelmeldungen

Wöchentliche Kontrollen: Zusätzlich zu obigen Standardkontrollen schaute das Atlasteam im Wochenrhythmus die neuen Brutzeitnachweise durch. Dabei fokussierten wir uns vor allem auf Meldungen jener Arten, die zuvor noch nicht im Atlasquadrat nachgewiesen worden waren. In solchen Fällen fragten wir bei den Beobachtern nach weiteren Details, insbesondere wenn es sich um ein seit 1993–1996 neu besetztes Atlasquadrat handelte, die Meldung ungewöhnlich erschien oder nur knapp dokumentiert war. Ornitho.ch-User mussten auch beschreiben, nach welchen Kriterien sie die Art bestimmt hatten. Ziel der Kontrollen war es, mögliche Fehleinträge frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Die zeitnahen Abklärungen hatten gegenüber einer Kontrolle am Ende der Brutsaison den Vorteil, dass die Erinnerungen der Beobachterinnen und Beobachter noch frisch waren und eine allfällige Nachkontrolle im Feld noch möglich gewesen wäre. Bei Nachweisen ausserhalb des bekannten Verbreitungsgebiets verlangten wir zudem konkretere Bruthinweise (z.B. für Rotmilan, Pirol, Fitis und Trauerschnäpper im Alpenraum). Daher machten wir die Ornithologinnen und Ornithologen darauf aufmerksam, dass sie möglichst versuchen sollten, mindestens wahrscheinliches Brüten nachzuweisen (z.B. ein balzendes Paar, Transport von Nistmaterial).

Jährliche Kontrollen: Nach Abschluss jeder Feldsaison führten wir eine jährliche Kontrolle sämtlicher Brutzeitnachweise durch. Dabei wurden auch die Feststellungen aus den Kartierungen der Kilometerquadrate kontrolliert, die via «Terrimap online» auf www.ornitho.ch hochgeladen worden waren. Im Fokus standen Meldungen von Arten in Atlasquadraten, die im Vergleich zu 1993–1996 neu als besetzt ausgewiesen wurden oder für die pro Atlasquadrat nur eine oder zwei Meldungen vorlagen. Auch Nachweise am Rand des geschlossenen Verbreitungsgebiets kontrollierten wir in diesem Schritt genauer. Bei einigen Arten führten wir zudem stärker präzisierende Kriterien ein, wenn die artspezifischen Aufnahmekriterien nicht ausreichend waren, um die Brutverbreitung angemessen wiederzugeben. Der Grund dafür waren spät auftretende Durchzügler, umherstreifende Sommergäste oder Nichtbrüter.

Schlusskontrolle: Anlässlich der Schlusskontrolle anfangs 2017 nahmen wir nochmals weitere Abklärungen und Detailkorrekturen vor, beispielsweise bei Meldungen ausserhalb der bekannten Höhenverbreitung. In vielen Atlasquadraten prüften wir die Brutzeitnachweise ein letztes Mal und machten nötigenfalls Rückfragen. Obwohl bei mehreren Arten erweiterte Kriterien aufgestellt worden waren, musste in einigen Grenzfällen das Atlasteam darüber entscheiden, ob ein Atlasquadrat als besetzt gelten konnte oder nicht.

Insgesamt führten wir wohl über 10 000 Rückfragen bei den Beobachtern durch. Zudem wurden wir auch von den Ornithologen selbst regelmässig auf mutmassliche Fehleinträge aufmerksam gemacht.

Im Anschluss an die ordentlichen Kontrollen der Kartierungen in den Kilometerquadraten wurden extrem hohe Revierzahlen nochmals speziell kontrolliert. So wurden beim Buntspecht die Revierausscheidungen aller Kilometerquadrate mit mehr als 8 Revieren nochmals systematisch überprüft.

Kontrolle der Kartierungen in den Kilometerquadraten

Nach dem Digitalisieren der Beobachtungen aus den Rundgängen und der Revierausscheidung auf «Terrimap online» durch die Kartierenden wurde die Revierausscheidung von felderprobten Mitarbeitern der Vogelwarte überprüft. Um die Kontrollen möglichst einheitlich zu handhaben, erfolgte die Kontrolle der Kartierungen in den Kilometerquadraten nach den Richtlinien eines zwölfteiligen Katalogs. Geprüft wurde unter anderem, ob alle Karteneinträge digitalisiert worden waren, ob das jahreszeitliche Timing der Rundgänge stimmte, wie viele Simultanbeobachtungen es gab und ob das gesamte zu erwartende Artenspektrum erfasst worden war. Der Hauptteil der Überprüfung bestand aus der artspezifischen Kontrolle der ausgeschiedenen Reviere. Eine wichtige Grundlage für das einheitliche Ausscheiden von Revieren bildete eine Zusammenstellung mit Beispielen aus dem «Monitoring Häufige Brutvögel» (MHB) und dem «Biodiversitätsmonitoring Schweiz» (BDM). Als letzter Schritt wurde jeweils eine Gesamtbeurteilung der Kartierung im Kilometerquadrat vorgenommen und eine individuelle Rückmeldung an die Kartierenden verschickt. Die Kartierenden hatten jeweils Gelegenheit, zu den korrigierten Resultaten Stellung zu nehmen, bevor die Auswertung abgeschlossen wurde. War die Qualität der Kartierung nicht ausreichend, wurde die Erhebung in einem Folgejahr wiederholt.

Text: Peter Knaus

Literatur

Schmid, H., M. Burkhardt, V. Keller, P. Knaus, B. Volet & N. Zbinden (2001): Die Entwicklung der Vogelwelt in der Schweiz/L’évolution de l’avifaune en Suisse. Avifauna Report Sempach 1, Annex/annexe. Schweizerische Vogelwarte/Station ornithologique suisse, Sempach.

Schmid, H. & M. Spiess (2008): Brutvogelaufnahmen bei BDM-Z7 und MHB: Anleitung zur Entscheidfindung bei Grenzfällen und zur Revierausscheidung. Schweizerische Vogelwarte, Sempach.