Vögel am Gesang erkennen

Auf einem Spaziergang an einem Frühlingsmorgen ist nur selten ein Vogel im dichten Geäst zu sehen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Vogelarten an ihrem Gesang erkennen lernen. Aber es ist für das ungeübte Ohr gar nicht so einfach, die einzelnen Sänger aus dem Konzert der Vögel herauszuhören.

Beginnen wir mit einer vertrauten Art, der Kohlmeise. Sie wechselt zwischen zwei Tönen, und ihre Motive sind zwei- oder dreisilbig, manchmal gar viersilbig. Es gibt Hinweise darauf, dass die zweisilbigen Motive in den letzten Jahrzehnten häufiger geworden sind. Diese Veränderung in der Häufi gkeit der Strophentypen wurde auch schon als Anpassung an den zunehmenden Umgebungslärm gedeutet. Kurze Strophen wären demnach besser zu hören als lange.

Im schweizerdeutschen Lied «D’Zyt isch do» wird der Gesang der Kohlmeise treffend wiedergegeben, und zwar mit dem dreisilbigen Motiv am Anfang, eben: «D’Zyt isch do». Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kohlmeisengesang hat jener des Zilpzalps. Seine Strophen bestehen ebenfalls oft aus zwei- oder dreisilbigen Motiven. Die einzelnen Elemente sind aber viel weniger schmetternd und scharf als bei der Kohlmeise. Der Zilpzalp hiess früher auch Weidenlaubsänger; Zilpzalp ist ein lautmalerischer Name, der den Gesang imitiert.

Laubsänger sind eine artenreiche Gattung grünlicher und bräunlicher kleiner Singvögel. Nach ihrem Aussehen sind sie nur schwer zu unterscheiden. Ihre Gesänge sind aber völlig verschieden. Die melodische Strophe des Fitis fällt gegen ihr Ende hin ab. Sie erinnert etwas an jene des Buchfinken, klingt aber viel weniger schmetternd und hat keinen Endschnörkel. Ganz anders tönt das etwas monotone Auf und Ab des Zilpzalps. Die geräuschhafte Schwirr-Strophe des Waldlaubsängers ähnelt dem Starten eines kleinen Motors. Daneben haben Waldlaubsänger auch langgezogene, flötenartige Töne in ihrem Repertoire.