Katzen und Vögel

Obwohl Katzen hauptsächlich spezielles Tierfutter oder Hauskost fressen, erbeuten sie im Freien Kleinsäuger, Vögel, Reptilien und andere Kleintiere.

Regelmässig streiten sich Katzenliebhaber mit Leuten, die davon ausgehen, dass Hauskatzen in unserer Natur Schaden anrichten. Die folgenden Überlegungen sollen helfen, die Diskussion zu versachlichen: 

Die Katzenhaltung hat in Mitteleuropa in nennenswertem Ausmass etwa im 12. Jahrhundert eingesetzt. Sie diente jahrhundertelang praktisch ausschliesslich der Bekämpfung von Ratten und Hausmäusen, die mit dem Ausbau der Handelswege im Mittelalter eingeschleppt worden waren. Erst mit der industriellen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert erhielten Katzen zunehmend den Status eines Haustieres im heutigen Sinn. Aufgrund repräsentativer Umfragen bei der Bevölkerung lebten in der Schweiz im Jahr 2008 knapp 1,4 Millionen Hauskatzen. Von diesen dürften gegen 1 Million Tiere Auslauf ins Freie und damit die Möglichkeit gehabt haben, draussen zu jagen. Die Hauskatze gehört nicht zur einheimischen Fauna und zeigt noch wesentliche Merkmale ihrer wildlebenden Stammform, der Nordafrikanischen Wildkatze oder Falbkatze:

  • Sie durchstreift beim Jagen grössere Gebiete.
  • Obwohl Katzen hauptsächlich spezielles Tierfutter oder Hauskost fressen, erbeuten sie im Freien Kleinsäuger, Vögel, Reptilien und andere Kleintiere.
  • Nicht alle Beutetiere werden auch gefressen. Das Jagen dient nicht nur dem Nahrungserwerb, sondern auch dem Üben der Jagd.
  • Katzen erbeuten oft Jungtiere, da sich diese besonders gut erwischen lassen.

Können Katzen Vogelbestände gefährden?

In den Niederungen der Schweiz leben durchschnittlich 50 bis 60 Katzen pro Quadratkilometer. Im Agglomerationsraum Zürich sind gemäss Hochrechnungen sogar 430 Tiere pro Quadratkilometer unterwegs. Damit sind Katzen um ein Vielfaches häufiger als alle anderen Beutegreifer zusammen.

Katzen vermeiden wie alle Beutegreifer einen hohen Jagdaufwand, d.h. sie jagen vor allem Tierarten, die zahlreich und einfach zu fangen sind. Wenn die Beutetiere in ihrem Lebensraum genug Nahrung, Verstecke und geschützte Plätze für die Fortpflanzung finden und auch die übrigen Umweltbedingungen, z.B. das Klima, stimmen, verkraften sie selbst beträchtliche Verluste durch Beutegreifer. Wenn ihre Bestände aber bereits geschwächt sind, können Katzen zum Erlöschen lokaler Populationen führen.

Mäuse sind die Hauptbeute von Katzen; auch Spitzmäuse spielen oft eine wichtige Rolle. Stark betroffen sind in ausgeräumten, versteckarmen Landschaften Frösche, Molche, Eidechsen und Blindschleichen. Unter den Vögeln trifft es vorwiegend häufige Arten wie Amseln, Rotkehlchen, Meisen, Finken und Sperlinge. Vögel gefährdeter Arten werden dagegen nur selten erbeutet.

Die Bedeutung des Einflusses von Katzen auf die Bestände der einheimischen Kleinsäuger, Kleinvögel, Reptilien und Amphibien konkret zu ermitteln, ist methodisch sehr aufwändig. Entsprechend liegen dazu kaum Studien vor. Weil vor allem in besiedelten Gebieten sehr viele Hauskatzen unterwegs sind und weil sie bei der Jagd sehr effizient sein können, sollten wir im Sinn einer Vorsorge geeignete Vorkehrungen ins Auge fassen.

Was tun?

Mit der Umsetzung der folgenden Empfehlungen lassen sich die Verluste an Wildtieren und Vögeln durch Katzen vermindern:

  • Schaffen Sie sich nur dann eine Katze an, wenn Sie über die nötige Zeit und genügend Platz verfügen.
  • Erschweren Sie den Katzen den Zugang zu Nistplätzen von Vögeln sowie zu Amphibien- und Reptilienstandorten: Eine auf geeigneter Höhe am Stammfuss einzeln stehender Bäume angebrachte Manschette aus Blech oder Plastik verhindert, dass Katzen am Baum hochklettern. Ein 20 cm über dem Boden gespannter Viehhüterdraht kann Katzen von empfindlichen Bereichen (z.B. einer Trockenmauer mit Eidechsenpopulation) fernhalten.
  • Hängen Sie Nisthilfen an Seitenästen oder an Fassaden in mehr als 1.5 m Höhe und ausserhalb der Reichweite von Katzen auf. Verwenden Sie Nistkästen mit steilen und glatten Dächern, auf denen eine Katze keinen Halt findet.
  • Sorgen Sie für optimale Kleintier-Lebensräume mit vielen Verstecken (Ast- und Steinhaufen, hohl liegende Bretter, Trockenmauern, etc.). Ein Merkblatt zur naturnahen Gartengestaltung ist bei der Vogelwarte und beim Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz erhältlich.
  • Vor allem ältere Menschen, aber auch Kleinvögel hören Ultraschallwellen über 20 kHz nicht; Katzen empfinden sie jedoch offenbar als unangenehm. Entsprechende Sendegeräte sind im Handel erhältlich und können dazu beitragen, Hausgärten für Katzen weniger attraktiv zu machen. Allerdings besteht die Gefahr, dass sie auf andere Säugetiere ähnlich wirken und Anwohner belästigen!
  • Suchen Sie das Gespräch mit Katzenhaltern. Informieren Sie diese über Gebiete mit gefährdeten Vogelarten und über Amphibien- und Reptilienstandorte.
  • Falls Sie in Ihrem Garten ein Vogelbad oder ein Futterhäuschen für die Winterfütterung bereithalten, so platzieren Sie dieses katzensicher, d.h. an einer übersichtlichen Stelle, so dass sich die Katzen nicht anschleichen können. Futterhäuschen sollten an einem Ast frei hängen oder auf einem Pfosten montiert werden. Vermeiden Sie aber Abwehrmittel wie Stacheldraht oder Ähnliches, an denen sich Katzen und andere Tiere verletzen könnten.

Katzenhalter sollen zusätzlich folgende Punkte beachten:

  • Das Aussetzen von Katzen ist verboten.
  •  Lassen Sie Ihre Katzen kastrieren. Vor allem die Männchen streunen dann weniger herum.
  • Lassen Sie Ihre Katze während Ihren Ferien von Nachbarn oder Bekannten betreuen oder geben Sie sie in ein Tierheim zur Pflege.
  • Hängen Sie Ihrer Katze ein elastisches Halsband mit einem Glöckchen um. Nach kurzer Zeit wird sie sich daran gewöhnen. Vögel werden schneller auf die Gefahr aufmerksam.
  • Falls Sie in Ihrem Garten frisch ausgeflogene Jungvögel oder stark warnende Altvögel beobachten, lassen Sie Ihre Katze nach Möglichkeit für ein paar Tage nicht nach draussen.

Dank

Wir danken Dr. Dennis C. Turner, Institut für angewandte Ethologie und Tierpsychologie, sowie Privatdozent an der Uni Zürich, für die kritische Durchsicht dieses Textes.

Impressum: Merkblätter für die Vogelschutzpraxis

© Schweizerische Vogelwarte & SVS/BirdLife Schweiz, Sempach & Zürich, 2014
Autoren: M. Rudin & J. von Hirschheydt
Das Kopieren mit Quellenangabe ist erwünscht.

Merkblatt

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